Kapitalismus in der Ankunft
Mit dem Kapitalismus, der aus dem Wachstum kommend nun wohl in die Phase der Ankunft übergehen wird, ändert sich auch unser Verständnis von Besitz. Unsere Definition von Besitz ist immer in Übereinstimmung mit unserem Menschenbild zu verstehen. Das Menschenbild des Kapitalismus ist mechanistisch, er basiert auf einem alten Maschinenmodell.
Der neue „Kapitalismus“, der nun aus der Krise heraus entstehen darf, verabschiedet sich vom mechanistischen Bild der Welt und stellt das ganzheitliche Menschenbild ins Zentrum des Seins.
Menschenbild
Das Menschenbild des ganzheitlichen Weltbildes ist geprägt durch die Einbettung des Menschen in die Gesellschaft, die Gemeinschaft und die natürliche Evolution. „Der Mensch ist nicht mehr der einsame Kämpfer gegen die Natur und gegen seinen Nächsten. Er hängt ursächlich mit allem Seienden zusammen, sein Wohlergehen ist mit dem seiner Mitwelt direkt verbunden. Aus dieser Sicht ergibt sich ein ganz neues Bild des Besitzes in einer nachhaltigen Wirtschaft.
Besitz ist nicht mehr das, was den Menschen „vor dem anderen“, sei es der Mitmensch oder die Natur, schützt. Besitz ist daher auch nicht mehr das, was den Menschen gegenüber seiner Umwelt definiert. Besitz wird vielmehr zu einem Mittel, an der Entwicklung des Ganzen teilzuhaben“ (aus: Inseln der Nachhaltigkeit – Logbuch für ein neues Weltbild).
Besitz ist ein Mittel, um an der Entwicklung der Welt teilhaben zu dürfen! Dieser neue Besitz wird ein Menschenrecht!
Nachhaltige Entwicklung
Dies bedeutet nicht, dass in einer nachhaltigen Entwicklung die Gesellschaft plötzlich zu einer klösterlichen, urkommunistischen Einheit wird, in der niemand etwas „besitzt“ und alle alles nutzen können. Das ist sicher nicht erstrebenswert. Besitz ist ein positiver Begriff, der auch in der nachhaltigen Wirtschaft – der Wirtschaft nach einem ganzheitlichen Weltbild – seinen festen Platz hat. Allerdings sind es zwei Aspekte, die aus dem ganzheitlichen Weltbild resultieren, die den Begriff des Besitzes in einer nachhaltigen Wirtschaft wesentlich beeinflussen:
- Verantwortung
- Vernetzung / Komplexität
Verantwortung: Der Mensch ist eingebunden in seine Mitwelt. Daher ist auch sein Besitz in diese eingebunden und verbunden. „Da der Mensch mit seinen Handlungen nicht nur seine Mitwelt beeinflusst, sondern dieser Einfluss auch wieder auf ihn zurückwirkt, muss er seine Handlungen verantwortungsvoll setzen. In einer nachhaltigen Wirtschaft bedeutet Besitz nicht nur Verfügungsgewalt, sondern auch Verantwortung“ (aus: Inseln der Nachhaltigkeit – Logbuch für ein neues Weltbild).
Vernetzung und Komplexität
„In einer nachhaltigen Wirtschaft ist die Nutzung der natürlichen Potenziale an komplexe, vernetzte Wirtschaftssysteme gebunden. In einem solchen System ist individueller Besitz weder besonders hilfreich noch einfach durchzusetzen. Es ist nicht notwendig, die einzelnen Produktionsfaktoren zu besitzen, die unseren Wohnraum wohl temperiert halten, oder die uns die Möglichkeit zur Mobilität gewähren. Je stärker wir von Produkten zu Dienstleistungen gelangen, desto weniger notwendig ist individueller Besitz. Viel wichtiger ist hingegen das Recht zur Nutzung, der „Mitbesitz“. Damit wird in einer nachhaltigen Wirtschaft Besitz weniger bestimmend für das Wohlergehen des Einzelnen“ (aus: Inseln der Nachhaltigkeit – Logbuch für ein neues Weltbild).
Herzlich,
Heinz Peter Wallner
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