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Kritik an der Führung – die zwei Dimensionen

Kritik an der Führung – die zwei Dimensionen
by Heinz Peter Wallner

Über die Kritik an der Führung

Ihm bedeutet die Fülle der Disziplinen selbst den Mount Improbable – und Gebirge kritisiert man nicht, man besteigt sie oder lässt es bleiben. Nietzsche war wohl der erste, der begriffen hatte, was der gewöhnliche Moralismus ist: Kritik des Gebirges durch die Nicht-Bergsteiger.

(Peter Sloterdijk, 2009, Du musst Dein Leben ändern, Seite 251)

Das Bild ist in zwei Hälften geteilt. Die linke Bildhälfte zeigt ein Bild eines Werkes der Künstlerin Dodo Kresse (creativeclub.blog). Es ist eine Illustration, die Briefpapier, Kuverts und ein altes Bild mit einem Heißluftballon zeigt. Der Name „Madame Di Men Sion“ wurde mit einer Füllfeder auf ein Blatt geschrieben. Die Illustration ist schwarz weiß. Die rechte Bildhälfte zeigt eine braune Fläche mit dem dunkelbraunen Text: „Über die Kritik an der Führung“. Zusätzlich der Name des Autors Dr. Heinz Peter Wallner und der Slogan: Learning to change. Weiteres der Hinweis auf die Quelle: Mit Inspirationen aus Peter Sloterdijks Gedankenfeuerwerk.

Kritik an der Führung

Die Ebenen der Kritik

Führung ist ein eigenes Feld, eine eigene Disziplin. Und wie auf jedem anderen Gebiet führt die praktische Umsetzung zu einer Reihe von Krisen, die uns zu einer Unterscheidung führt, die wir als „richtig und falsch“ oder „gut und schlecht“ bezeichnen. Ob ich als Führungskraft nun wirkungsvoll und daher „gut“ bin oder wirkungslos und daher „schlecht“ ist aber auch innerhalb der Disziplin nicht ganz einfach zu erkennen.

Wenn die Kritik aber eine ganz andere Ebene anspricht und die Disziplin an sich in Frage stellt, dann kann sie nicht mehr sinnvoll innerhalb der Disziplin erfolgen. Eine solche Kritik braucht den Blick von außen. Es geht hierbei dann mehr um die Existenz der Disziplin als um deren Wert. Die vielfach getroffenen Aussagen wie: „Das Ende des Managements ist nahe“ machen eine solche Unterscheidung der beiden Kritikebenen erforderlich.

Kritik in der Sphäre der Führung

Innerhalb der Sphäre der Führung wird nur eine Kritik möglich sein, die eine gute von einer schlechten Führungskraft unterscheidet. Die besseren Führungskräfte sind im Ranking weiter oben, die schlechteren weiter unten. Daraus ergibt sich eine „Vertikalspannung“. Die Frage, was einen guten Leader ausmacht, hat viele möglichen Antworten. Am wichtigsten scheint es mir, wenn die Menschen an ihrem Können arbeiten und so immer besser werden. Führung ist Übung.

Nebenbei sei angemerkt, dass ein Ranking innerhalb einer Disziplin kaum etwas über die Leistungen in anderen Disziplinen aussagt. Eine Erkenntnis, die in vielen Organisationen zu einiger Verwirrung führt, weil die besten eines Fachgebietes in der Sphäre der Führung häufig wenig „Gutes“ zu bieten haben.

Die externe Kritik an der Führung

Heute aber gibt es eine weitere Dimension der Kritik an Führung. Diese Kritik kommt von externen Beobachterinnen und Beobachtern, die „disziplinferne Instanzen“ bilden und eine gänzlich andere Unterscheidung ins Spiel bringen.

Es geht dabei nicht um „gut oder schlecht“ sondern um „sein oder nicht sein“, also im Grunde um „gut oder böse“. Aus dieser Perspektive kann man die Arbeit der Führungskräfte also schätzen oder ganz und gar missbilligen. Diese Kritik ist in ihrer Natur sehr einfach, weil sie nach eigenen Maßstäben der Kritiker erfolgen kann. Alles, was Führungskräfte traditionell so tun, kann leicht als sinnlos bezeichnet werden, besonders von jenen, die nur beratend zur Seite stehen.

„Was Athleten tun, kann äußeren Beobachtern unwichtig erscheinen…“

(Peter Sloterdijk, Seite 250).

Von gut und schlecht zu gut und böse

So steht es den externen Beobachtern frei zu sagen, es solle die Disziplin der Führung gar nicht geben. Insgesamt bringe Führung wenig zustande, außer vielleicht eine Verwirrung und Verlangsamung der gesamten Organisation. Es ginge besser ohne die Könnerinnen und Könner dieser Disziplin.

Wenn Führung also nicht gut ist, sondern „böse“, dann wird die Schlussfolgerung der externen Kritiker einfach: Das Böse sollte es gar nicht geben. Daher kann man es auch nicht verbessern, sondern nur ausschalten. Wenn die Kritikdimension „gut und schlecht“ mit dem Werteentzug arbeitet, so arbeitet die Kritikdimension „gut und böse“ mit dem Seinsentzug. Dem Bösen wird die Grundlage der Existenz entzogen. Wer bitte braucht heute noch Führungskräfte?

Führung hat Geschichte

Gleich wie noch kein Ende der Geschichte der Menschheit in Sicht ist, wird auch die Geschichte der Führung noch weitergeschrieben werden. Klassische Führung – also das traditionelle Management“ wird stark kritisiert. Der „agile Standpunkt“ tritt als Kritiker auf und will sich altes unterordnen. Dabei bildet das „Agile“ nur eine erste Gegenposition aus, die in vielen Varianten auftritt, und alleine noch keine stabile neue Lösung darstellt. Ich hoffe auf die Synthese, die sich daraus noch ergeben wird.

Ein Satz für den weiteren Aufstieg

Zum Abschluss ein Satz für jene, die zu den Athleten der Führungsdisziplin gehören und die sich ihren Existenzstatus von der neuen Kritik nicht entziehen lassen wollen:

„Es gilt, den verwirrten Kletterer ins Tal zurückzubringen und ihm das Gelände zu erklären, bis er imstande ist, bei seinen nächsten Aufstiegen die Verhältnisse zu respektieren. Zum Verständnis derselben gehört die Relation zwischen dem Schwierigkeitsgrad des Hangs und dem Ausbildungsgrad des Gipfelstürmers.“

(Peter Sloterdijk, Seite 254)

Diese Aussage gilt für die Rückführung „instanzferner Kritiker“ genauso wie für die Führungsathleten, die Menschen zu Gipfelstürmerinnen und Gipfelstürmern machen wollen.

Herzlich,

Heinz Peter Wallner

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Weitere Artikel der Reihe:

Führungskommunikation und die drei Reden

Der akrobatische Weg der Führungskraft

Abbau der Vertikaldifferenzen – Wollen Sie das als Führungskraft wirklich?

Motivierte Menschen sind Helden der Zusammenbruchsvertagung

Der Weltzustand vom Chaos aufwärts betrachtet

 

Meine Inspirationsquellen für diese Zeilen:

Peter Sloterdijk, 2009, Du mußt dein Leben ändern, Suhrkamp, 1. Auflage

Peter Sloterdijk, 2012, Zeilen und Tage – Notizen 2008 – 2011, Suhrkamp, 2. Auflage

 

Meine persönliche Darstellung des Self-Leaderships: Heinz Peter Wallner, 2016, TAKE FIVE – Die fünf Schlüssel zu mehr Lebendigkeit und innerer Stärke, Edition Summerhill, 1. Auflage, www.take-five-for-life.de, Link: Book2Look

Visuelle Aufbereitung und mit klarem Führungsbezug: Heinz Peter Wallner, Kurt Völkl, 2017, Fokus Self-Leadership – Gesunde und wirkungsvolle Selbstführung in Zeiten hoher Komplexität, Edition Summerhill, 1. Auflage, www.selfleadership.pro, Link: Book2Look

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Dr. Heinz Peter Wallner Learning to change! Dem Wandel begegnen, Komplexität meistern, auf höhere Ebenen kommen! Führungskräftetrainer, Strategie- und Changeberater, Buchautor, Vortragender, mit 25 Jahren Berufserfahrung. Leadership, Self -Leadership und Persönlichkeitsentwicklung, Umgang mit Veränderung und hoher Komplexität (VUCA Welt), Leading Change, Entscheidungsfindung und neue emotional-intuitive Führungskompetenzen für agile Führungsformen. Das ganzheitliche und kreative Design wird Sie überraschen. Web: www.hpwallner.com Takern I 109, 8321 St. Margarethen/Raab, Österreich Mobil: +43-664-8277375 Office: +43-664-8277376 Mail: wallner [at] trainthe8.com Office: office [at] trainthe8.com

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