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Wirtschaften mit Widersprüchen – Zukunft Nachhaltigkeit

Wirtschaften mit Widersprüchen – Zukunft Nachhaltigkeit
by Heinz Peter Wallner

Wirtschaften mit Widersprüchen – Zukunft Nachhaltigkeit

Nicht-entscheidbare Widersprüche sind keine Qual, sie sind eine Energietankstelle jeder Entwicklung für Unternehmen und Manager / Managerinnen. Führungskräfte, die sich ernsthaft mit Nachhaltigkeit beschäftigen, sollten vor allem eines lernen: sich mit den Widersprüchen  auszusöhnen und ihre Spannungen für strategische Veränderungen im Unternehmen zu nutzen. Wie diese Veränderung mit mehr Leichtigkeit gelingen kann? Wirtschaften mit Widersprüchen kann man lernen. Wenn wir auf „Zukunft Nachhaltigkeit“ setzen, dann sind Widersprüche der wichtigste Ansatzpunkt für unsere Dialoge!

 

Großkreis PeerSpiritCicle: Foto einer Gruppe von ca. 40 Menschen, die im Kreis auf Sesseln sitzen und gemeinsam an einem Thema arbeiten. Rundum befinden sich Flipcharts und PIN Wände mit den Arbeitsergebnissen. Es ist ein DIALOG Format.

Wo sind die Inseln der Nachhaltigkeit?

Wenn mich die fast zwei Jahrzehnte lange Beschäftigung mit Nachhaltigkeit für Unternehmen – Corporate Sustainability – etwas gelehrt hat, dann ist es folgendes: Beobachte zuerst immer das größere Spiel. Wie oft wollten wir die Welt neu erfinden und „Inseln der Nachhaltigkeit“ initiieren, wie oft vollkommen neue Strategien oder gar Geschäftsmodelle mit Unternehmen verwirklichen? Oft genug jedenfalls und mit freudigem, aber durchwachsenem Erfolg.

Das neue Spiel war vom alten beeinflusst, das größere Spiel hat das kleinere oft in die Schranken verwiesen. Das herrschende System ist immer das größere, das innovative das kleinere Spiel, auch der Störkeim genannt. Keine Frage, mit genügend Ausdauer können viele kleine Spiele das größere einmal kippen. Irgendwann einmal.

Eine Spiellandschaft für Nachhaltigkeit

Ein Essential für jedes Nachhaltigkeits- oder CSR Projekt (besonders in Unternehmen) ist also die einfache Erkenntnis: Beobachte zuerst immer das größere Spiel und lerne. Das ist keine Verneigung vor Machtsystemen, kein Hissen einer Weißen Fahne im Business War um Ressourcen und Märkte, vielmehr ist es eine Erkenntnis, den Erfahrungen und Geschichten des Lebens und einer Reihe von Erfolgen und Misserfolgen entsprungen.

Das innere Spiel - Spielelandschaft - BusinessVillage: Gezeigt wird eine Darstellung einer Spiellandschaft für Veränderung. Die Spielfelder sind mit den Begriffen aus dem Train the Eight Konzept beschrieben. Das Feld ist grau und weiß. Neues Denken, neue Haltung, neues Tun und neue Erkenntnis sind die vier innersten Spielfelder, die mit einer liegenden Acht verbunden sind.

Das größere Spiel

Die Beobachtung des größeren Spiels führt uns in Herz der Nachhaltigkeit und mitten in den Raum der Widersprüche. Dieser Widerspruchsraum ist universell weit gespannt und nur von den Leitplanken der ökologischen Nebenwirkungsarmut und dem sozialen Wirkungsreichtum richtungsmäßig beschränkt.

Das wirklich große Spiel in unserer Gesellschaft dreht sich um den Widerspruch „ganzheitlich“ versus „mechanistisch“. Das ist der Widerspruch, aus dem sich der Nachhaltigkeitsdiskurs energetisch speist. Für die Wirtschaft hat der Widerspruch ein anderes Gesicht und zeigt sich als Spiel zwischen „Steigerung“ und „Ankunft“.

Noch eine Ebene tiefer, in den Unternehmen und Organisationen, wird das Widerspruchsfenster enger und öffnet die Debatte „Effizienz“ versus „Sinn“. In der negativen Überhöhung in schlechten Diskussionen, die in der Nachhaltigkeitscommunity häufiger sind, als es zu erwarten wäre,  kommen wir zum Schattenkampf zwischen Entmenschlichung durch Maschinendenken und der ewigen Sinndebatte mit Ertragsverlust.

Mehr zu den Widersprüchen im Artikel: „Nur noch kurz die Welt retten?

Dem größten Widerspruch auf der Spur

Die wichtigen Fragen lauten aus meiner Sicht: Welchen Widerspruch gibt mir das größere Spiel – eine „Ebene über mir“ – zur Lösung auf? Wie kann ich mit dem Widerspruch um gehen und welche Auswirkungen hat er ganz konkret auf meinem Spielfeld?

Was viele als nervige Debatten wahrnehmen, wenn Stakeholdergruppen ihre Standpunkte mühsam austauschen, ist in Wirklichkeit ein Versuch, den Widerspruch aufzulösen. Freilich, ernsthaft gelingen kann es nicht. Nachhaltigkeit ist ein Gegenpol zum Business as usual und der entstehende Widerspruch ist zunächst nicht entscheidbar und daher nicht lösbar.

Stakeholderdialoge

Unsere Chance liegt in den Stakeholderdiskursen, die ihren Anfang im Widerspruch sehen und die am Ende leidiger Diskussionen in einen echten Dialog kommen. Der Widerspruch ist dann nicht das Problem, das wir als Widerstand der Menschen gegen Veränderung erleben, sondern der Anfang einer Entwicklung.

Eine weitere Chance liegt in einem neuen Spiel. Nachhaltigkeit ist ein Spiel, in dem es um Veränderung und um Entscheidung von Widersprüchen geht. Wenn wir uns diesem ernsten Thema mit spielerischer Leichtigkeit nähern, wird das Gelingen wahrscheinlicher. Für dieses Spiel brauchen wir im ersten Schritt neue Spielregeln. Wir schlagen einmal ein Set von vier Spielregeln vor, ausreichend, um das neue Spiel zu beginnen.

Ein neuer Satz von Spielregeln für Führungskräfte

Regel 1: Neues Denken – Beobachte zuerst immer das größere Spiel

Du bist mit Deinem Spiel immer Teil eines größeren Spiels. Blicke zuerst nach oben und mache Dir ein Bild, was gespielt wird. Das Spiel über Dir gibt Orientierung, es zeigt Möglichkeiten, aber es schränkt auch ein. Es fließt immer der kleinere Fluss in den größeren. Seine Wasser werden zum Strom des Ganzen.

Regel 2: Neue Haltung – Setze die Bewertungen aus

Das Leben konfrontiert uns mit unterschiedlichen Situationen. Ob etwas gut oder schlecht für uns oder andere ist, können wir – im Augenblick eines Geschehens – nicht sinnvoll entscheiden. Spiele Dein Spiel zunächst einmal ohne zu werten. Verzichte auf den Anspruch zu wissen, etwas sei richtig oder falsch, gut oder schlecht.

Regel 3: Neues Tun – Entscheide nicht gleich, initiiere einen Prozess und kommuniziere

Die wesentlichen Entscheidungen im Leben – immer, wenn es um etwas wirklich Wichtiges geht – sind eigentlich nicht entscheidbar. Statt voreilig zu entscheiden, initiiere lieber einen Entscheidungsprozess. Nur ein solcher Prozess kann der Komplexität des Lebens gerecht werden. Sobald mehrere Spieler am Feld sind, braucht es eine gute Kommunikation, um gemeinsame Wirklichkeiten zu erzeugen.

Regel 4: Neue Erkenntnis – Halte inne bis alle gelernt haben

Die Entwicklung besteht immer aus vielen kleinen Entwicklungsschritten. Nach jedem Schritt halte kurz inne und schaue, was Du gelernt hast. Wenn mehrere Menschen in diesem Spiel mitspielen, ist es wichtig, darauf zu achten, dass alle aus der Entwicklung gelernt haben. Mache erst dann den nächsten Zug.

Tipp für Führungskräfte

Fazit für Führungskräfte und Nachhaltigkeitsmanager / Managerinnen: Unsere Arbeit wird spannend und wirkungsvoll, wo die wahren Widersprüche beginnen. Machen Sie sich die Widersprüche zum Freund, freuen Sie sich über das Unbequeme. Schwierig ist diese Aufgabe – Corporate Sustainability ins Leben zu bringen – auch so.

Herzlich,

Heinz Peter Wallner

 

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Dr. Heinz Peter Wallner Learning to change! Dem Wandel begegnen, Komplexität meistern, auf höhere Ebenen kommen! Führungskräftetrainer, Strategie- und Changeberater, Buchautor, Vortragender, mit 25 Jahren Berufserfahrung. Leadership, Self -Leadership und Persönlichkeitsentwicklung, Umgang mit Veränderung und hoher Komplexität (VUCA Welt), Leading Change, Entscheidungsfindung und neue emotional-intuitive Führungskompetenzen für agile Führungsformen. Das ganzheitliche und kreative Design wird Sie überraschen. Web: www.hpwallner.com Takern I 109, 8321 St. Margarethen/Raab, Österreich Mobil: +43-664-8277375 Office: +43-664-8277376 Mail: wallner [at] trainthe8.com Office: office [at] trainthe8.com

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